Neuss Keine Feiertage für den Bauer und das liebe Vieh

Neuss · Die ruhigste Zeit des Jahres neigt sich dem Ende entgegen. Von viel Besinnung konnte auf dem Bauernhof von Familie Behnke in Gruissem allerdings keine Rede sein: 110 Kühe wollen von ihr versorgt werden.

 Bauer Paul-Peter Behnke in Gruissem hat immer zu tun. Ob Feiertag oder Alltag – die Kühe müssen versorgt werden.

Bauer Paul-Peter Behnke in Gruissem hat immer zu tun. Ob Feiertag oder Alltag – die Kühe müssen versorgt werden.

Foto: Andreas Woitschützke

Vom Wind hin und her geweht hangelt sich ein Weihnachtsmann an der Hausfassade hoch. Irgendwo hinten gähnen die Kühe vor sich hin, und in der Küche kocht Kaffee. Zwischen den Jahren scheint kaum etwas los zu sein auf dem Bauernhof von Familie Behnke in Gruissem, dem geteilten Dorf, das zur Hälfte zu Neuss und zur Hälfte zur Stadt Grevenbroich gehört. Doch der Anschein trügt: "Die Kühe interessiert es nicht, ob Heiligabend, Feiertag, Silvester oder Neujahr ist", sagt Landwirt Paul-Peter Behnke.

Auch in der wohl ruhigsten Zeit des Jahres klingelt sein Wecker bereits um 5.30 Uhr. Am festlich dekorierten Tannenbaum vorbei durch Küche, Werkstatt und über den Hof bahnt sich der 50-Jährige seinen Weg in den Kuhstall — und widmet sich ganz tapfer seinen 110 schwarz-weiß gefleckten Schützlingen, die schon sehnsüchtig auf neues Futter und auf die Melkmaschine warten.

Ob das nicht eine Menge Disziplin abverlangt? "Nein", sagt Behnke, "das ist reine Routine. Mir macht das inzwischen nichts mehr aus, ich bin's ja gewohnt." Auch an Weihnachten bestimmen die Kühe auf dem Hof, den er bereits in der dritten Generation führt, seinen Alltag. Doch auch auf dem Hof in Gruissem kommt ein bisschen Weihnachts- und jetzt auch Neujahrs-Stimmung auf: "An diesen Tagen mache ich nur das Nötigste. Das Vieh muss versorgt werden — und alles andere kann warten", sagt Behnke gelassen. Denn im Mittelpunkt steht dann die Familie, die auch sonst stark in die Abläufe auf dem Hof integriert ist. Ganz traditionell verbringen die Behnkes Weihnachten gemeinsam auf dem Hof und rutschen anschließend ins neue Jahr — "mit Tannebaum, Gans und Silvesterknallern, wie sich das gehört", sagt Oma Anni Behnke, die seit 1954 auf dem Hof zu Hause ist.

Während im Haus selbst pure Familienidylle herrscht und alle gemütlich beisammen sitzen, malmen die 60 Kühe und 50 Kälber im Stall gemächlich vor sich hin. Sie interessiert das alles wenig, Hauptsache, es ist genug Heu zum Fressen da. "Auch an Silvester erschrecken sie sich nicht", sagt Paul-Peter Behnke. Seine Kühe würden entspannt bleiben.

Nicht gerade außergewöhnlich seien die vergangenen Festtage und jene "zwischen den Jahren" in Gruissem verlaufen: "In diesem Jahr ist es ruhig", sagt Oma Anni und lacht. Sie weiß von hektischeren Zeiten zu berichten, etwa von der Weihnachtszeit 2012, als ihr Sohn Paul-Peter an der Hüfte operiert wurde und die Arbeit mit den Kühen in ihren und den Händen ihrer Schwiegertochter Marina lag.

In diesem Jahr ist das anders. Zwei helfende Hände mehr sind dabei, wenn es darum geht, die Kühe zum Melken zu bringen. 1500 Liter Milch kommen so jeden Tag zusammen. Jeden Tag, wenn sie morgens um 6 und am frühen Abend ab 17.30 Uhr gemolken werden. "Von Ruhe kann dann keine Rede sein", sagt Paul-Peter Behnke. Schließlich käme alle zwei Tage der große Milchtransport der Milch-Union Hocheifel, die zur dänischen Molkerei "Arla" gehört. "Wenigstens der Ärger um die Milchpreise ist mir in diesem Jahr halbwegs erspart geblieben", freut sich der Vater von zwei Töchtern. 40 Cent gebe es aktuell für den Liter Milch: "Damit bin ich zufrieden", sagt er.

Und dann heißt es auch schon wieder melken, was das Zeug hält. Oder füttern. Oder sich um den Nachwuchs im Stall kümmern: "50 Kälber und junge Rinder gehören auch dazu. Die wollen vorerst mit Muttermilch versorgt werden", so Behnke. Der Pflege von Hündin Liese, der Katzen und den Hühnern draußen im Gehege hat sich derweil Oma Anni angenommen. "Trotz der Arbeit ist es ja auch gemütlich hier auf dem Bauernhof", sagt die 72-Jährige glücklich.

(NGZ)
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